13. Juni 2023
IT-Empfang 2023: Wer wird durch KI wirklich arbeitslos?
Hans Christian Blecke ist Autor. Als Werbetexter entwickelt der Paderborner seit mehr als zehn Jahren wirksame Strategien für Unternehmen. „Kommunikation ist unser Alltag“, sagt Blecke. In den letzten Wochen und Monaten hat sich diese durch Künstliche Intelligenz, kurz KI, verändert. Hans Christian Blecke wird seitdem immer häufiger mit der Frage konfrontiert: „Macht ChatGPT dich arbeitslos?“
Auf dem IT-Empfang der Paderborner Wirtschaftsförderung (WFG) und des SICP – Software Innovation Campus der Universität Paderborn sind sich die Gäste zu Beginn des Vortags von Hans Christian Blecke weitestgehend einig: Die Autorinnen und Autoren von Texten sind durch KI gefährdet. Blecke wird arbeitslos.
Autor Hans Christian Blecke
Bürgermeister Michael Dreier
Digitalisierung & KI bedeutend für Paderborns Stadtentwicklung
KI, Digitalisierung, IT: All das spielt in Paderborns Wirtschaft eine große Rolle, macht Bürgermeister Michael Dreier in seiner Begrüßung deutlich. Er freut sich, dass der IT-Empfang nach drei Jahren Pause wieder in Präsenz, im Historischen Rathaus, stattfinden kann und dass rund 100 Unternehmerinnen und Unternehmer der Einladung gefolgt sind: „Die Bedeutung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz für unsere Stadtentwicklung kann nicht genug betont werden“, so Dreier. Er freue sich auf den Austausch mit den Unternehmen, um „gemeinsam Paderborns Zukunft zu gestalten.“
Was KI leistet und wofür man das Programm im Alltag bereits jetzt sinnvoll nutzen kann, stellen Christian Neugebauer und Stefan Freise von code-x vor. Sie zeigen anhand von Beispieleingaben, wie sich mittels ChatGPT ein Urlaub planen oder Trainingspläne erstellen lassen.
10 Terabyte pro Stunde – "wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen"
Nach dem humoristischen Einstieg in das Thema folgt Nikolas Hemion, Manager für Artificial Intelligence bei dSPACE. In seinem Impulsvortrag stellt er vor, wie das Paderborner Unternehmen sehr große Datenmengen verarbeiten kann, um in Zukunft sicheres autonomes Fahren zu ermöglichen. dSPACE setzt hierfür ein eigenes Sensorfahrzeug ein, welches pro Stunde bis zu 10 Terabyte an Straßenverkehrs-Daten sammelt. Zum Vergleich: Auf 1 Terabyte passen ungefähr 6,5 Millionen Dokumentenseiten. Würde man 10 Terabyte an Daten ausdrucken, ergäbe sich ein 6,5 Kilometer hoher Stapel aus DIN A4-Seiten.
"In diesen Datenmengen die wirklich relevanten Daten zu finden, das ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen", weiß Nikolas Hemion. Dafür entwickelt dSPACE die passenden Tools, um so effektives Entwickeln und Testen von automatisiertem Fahren zu ermöglichen. Dabei kommen auch KI-Algorithmen zum Einsatz, um vollautomatisch besonders kritische Situationen zu erkennen.
Nikolas Hemion, Manager für Artificial Intelligence bei dSPACE
Prof. Dr. Gregor Engels, Hochschullehrer an der Universität Paderborn und Vorstandsvorsitzender des SI-Lab im SICP
Zum Abschluss betritt der Autor Hans Christian Blecke die Bühne im Rathaus. Man ist sich einig: Sein Job ist durch die KI gefährdet. Aber ist das wirklich so? „Für gute Arbeit gibt es immer einen Job“, so Bleckes Statement. Man denke an Tischler: „Wenn Sie einen Tisch kaufen möchten, der etwas Besonderes ist, der mehr als 30 Jahre in Ihrem Zuhause stehen soll; gehen Sie dann zum Möbel-Discounter? – Wohl eher nicht.“ In seinem Vortrag beschäftigt er sich mit der Frage, wie die KI in Zukunft das Schreiben und die Kommunikation verändern wird. „Die KI ist optimal für Gebrauchstexte“, weiß Blecke. „Niemand würde einen Texter beauftragen, wenn sie eine Einladung schreiben oder eine E-Mail verfassen möchten.“
"Das Thema wird den IT-Empfang noch länger begleiten"
Wer aber wird nun arbeitslos durch die Künstliche Intelligenz? Auch darauf hat Hans Christian Blecke eine Antwort: Französischlehrerinnen und -lehrer. Der Grund ist einfach, „weil die KI demnächst dafür sorgen kann, dass wir uns per Knopf im Ohr mit allen Menschen auf der Welt unterhalten können.“
„Der Job der Sprachenlehrerinnen und -lehrer ist nicht gänzlich gefährdet, er wird sich jedoch maßgeblich verändern. Lehrkräfte müssen in Zukunft insbesondere auch die Kulturen und Geschichten unterschiedlicher Länder vermitteln, statt nur Kenntnisse zu Vokabular und Grammatik der jeweiligen Sprache zu lehren“, erläutert Prof. Dr. Gregor Engels, Hochschullehrer an der Universität Paderborn und Vorstandsvorsitzender des SI-Lab im SICP.
Das Thema der Künstlichen Intelligenz werde den IT-Empfang noch länger begleiten, ist sich WFG-Geschäftsführer Uwe Schoop sicher: „Wir haben heute wichtige Themen auch zu Ethik, Daten- und Klimaschutz angesprochen, die ebenfalls durch KI berührt werden.“ Insofern sei er sich sicher, dass es für die WFG und den SICP noch zahlreiche weitere Möglichkeiten geben wird, sich dem Thema in diversen Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu nähern.
Titelfoto (WFG/Tobias Vorwerk) v.l.: Nikolas Hemion (dSPACE), Prof. Dr. Gregor Engels (SICP), Christian Neugebauer und Stefan Freise (code-x), Jessica Krüger (WFG), Autor Hans Christian Blecke, Bürgermeister Michael Dreier und WFG-Geschäftsführer Uwe Schoop.
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