11. Januar 2024

Spider-Man schwingt zu Musik aus Paderborn

Wer die letzten Marvel-Trailer gesehen hat oder irgendwo auf der Welt in einen Freizeitpark geht, hat gute Chancen, Musik aus Paderborn zu hören. Denn in der ostwestfälischen Stadt sitzt IMAscore. Das Unternehmen lässt Iron Man, Captain America und Co. episch wirken und ist der Weltmarktführer für die Vertonung von Freizeitparks.

Die Komponistinnen und Komponisten von IMAscore sind aktuell schwer beschäftigt: Sie schreiben die Musik für einen riesigen Freizeitpark, der ein paar der bekanntesten Figuren aus der Film- und Videospielwelt beherbergen wird. Obwohl der mindestens 250 Hektar große Park erst in einigen Jahren eröffnet, komponiert IMAscore bereits Songs für die Attraktionen und Themenwelten, denn es werden rund 20 Stunden Musik gebraucht. „Ein Komponist schreibt an einem Tag circa eine Minute Musik. Die fertig komponierten Stücke werden von Orchestern eingespielt. Wir brauchen also viel Vorlaufzeit“, erklärt Xaver Willebrand, Geschäftsführer und einer der drei Gründer.

Die anderen beiden – die Brüder Andreas und Sebastian Kübler – lernte Willebrand passenderweise in einem Online-Forum für Freizeitparks kennen. Während aus der gemeinsamen Band nichts wurde, wuchs die 2009 gegründete Firma stetig. 2010 komponierte IMAscore seinen ersten Soundtrack für eine Freizeitparkattraktion, die Achterbahn „Krake“ im Heide Park Resort. Heute konzipiert das Paderborner Unternehmen nicht nur Musik, sondern ganze Themenwelten weltweit von Vietnam bis USA.

Musik für Godzilla, Luke Skywalker und die Ghostbusters

Neben dem Geschäft mit den Fahrgeschäften produziert IMAscore seit 2014 auch Trailer-Musik für ganz Hollywood, seit 2020 besonders viel für Disney. Viele der letzten Trailer zu Marvel- und Star Wars-Filmen mit hunderten Millionen Klicks erhielten ihre musikalische Untermalung aus Paderborn. Die Produktion für Trailer unterscheidet sich dabei deutlich von der für Freizeitparks, erklärt Willebrand: „Bei den Parks sind wir bereits an der Konzeption beteiligt. Bei den Trailern komponieren wir quasi im Blindflug. Die Filmszenen sehen auch wir erst, wenn der Trailer veröffentlicht wird.“

Finanziell sei Trailer-Musik riskant, da Aufwand und Beauftragung schwer zu kalkulieren seien. Es brauche ein gutes Zusammenspiel im Team, damit sich diese prestigeträchtigen Projekte rentieren, sagt Willebrand. Von seinen Mitarbeitenden kommt niemand aus Paderborn. Alle zogen aus den verschiedensten Ecken Deutschlands in die ostwestfälische Stadt, trotz anfänglicher Skepsis, damit sie die Musik zu ihrem Beruf machen konnten. „Paderborn hat für seine Größe noch günstige Mieten und eine sehr hohe Lebensqualität, die man schnell zu schätzen lernt. Wir wohnen und arbeiten gerne hier“, sagt Willebrand. Für das Unternehmen biete Paderborn und die Region mit seiner zentralen Lage in der Mitte Deutschlands einen logistischen Vorteil, da das Team viel unterwegs sei. In Paderborn sind zudem produzierende Handwerksunternehmen ansässig, die die Fahrgeschäft-Konzepte mit umsetzen.

Auch werde man in Diskussionen zur lokalen Kulturwirtschaft wahrgenommen. Dort liegt Paderborn im NRW-Vergleich mit 4,38 Prozent auf dem fünften Platz, was den relativen Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Gesamtbeschäftigung betrifft – und das trotz der starken Branchen Maschinenbau und IT in der Region. „Das große kulturelle Angebot in Paderborn überrascht viele“, meint Willebrand. „Ich persönlich finde es wichtig, dass man auch außerhalb der großen Metropolen kreative Berufe findet und zum Beispiel von Musik sicher leben kann.“

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