19. Februar 2024

Szenario-Management: „Wir denken über Dinge nach, bevor es Worte dafür gibt“

Wer über die Zukunft nachdenkt, muss „Unsicherheit zulassen“, sagt Alexander Fink von der Scenario Management International AG in Paderborn. Die 1998 gegründete ScMI AG ist heute einer der Marktführer für Szenariotechnik und spezialisierter Dienstleister für Zukunftsszenarien. Was das bedeutet und welche Rolle das Thema heute für Unternehmen und Organisationen spielt, stellte Fink Bürgermeister Michael Dreier und Wirtschaftsförderer Dr. Marco Trienes vor.

„Paderborn entwickelt sich positiv“

„Paderborn entwickelt sich positiv“, sagt Bürgermeister Michael Dreier zu Beginn des Gesprächs. Die Stadt nähere sich der 160.000-Einwohner-Marke und habe erstmals mehr als 80.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. „Das liegt vor allem an dem guten Zusammenspiel der Hochschullandschaft und der innovativen Unternehmen“, ist Dreier überzeugt. Hinzu komme das Thema Konversion. Derzeit arbeitet die Stadt mit Hochdruck an der Entwicklung des 18 Hektar großen Alanbrooke-Quartiers, auf dem auch ein Kreativquartier entstehen wird. In den nächsten Jahren folgt das Zukunftsquartier an der Driburger Straße mit 54 Hektar.

Zukunftsmeile: „Wir sind in bester Gesellschaft“

Dass in Paderborn viel an die Zukunft gedacht wird, zeigt nicht nur das Zukunftsquartier. Auch die Zukunftsmeile steht seit einigen Jahren für innovative Unternehmen und Forschungseinrichtungen. „Ich werde oft gefragt, wie viel ich für die Adresse bezahlt habe“, lacht Alexander Fink, das passt wie die Faust aufs Auge. Gemeinsam mit dem zehnköpfigen Team der ScMI AG ist er seit 2022 in der Zukunftsmeile 2 „zu Hause“. Nachdem die alten Räumlichkeiten in der Klingenderstraße im Mai 2022 dem Tornado zum Opfer gefallen waren, entstehen die Szenarien nach 25 Jahren wieder an alter Wirkungsstätte – war die ScMI AG doch 1998 als Spin-off aus dem Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn hervorgegangen. „Wir sind in bester Gesellschaft“, sagt Fink. In direkter Nachbarschaft befinden sich der SICP, der Software Innovation Campus der Universität, in dem die ScMI AG ebenfalls Mitglied ist, das Fraunhofer Institut, die FHDW, Weidmüller und viele weitere innovative Unternehmen. 

Unternehmen müssen schnell auf Veränderungen reagieren

Als spezialisierter Dienstleister für Zukunftsszenarien unterstützt die ScMI AG Unternehmen und Organisationen bei der Entwicklung von Zukunftsszenarien. Wichtig ist Fink dabei vor allem, die Grundideen des Szenario-Managements bei seinen Kunden zu verankern: „Zukunftsoffen, vernetzt und strategisch denken“.

„Unternehmenserfolg hängt heute nicht nur von der Fähigkeit ab, schnell auf Veränderungen zu reagieren“, sagt Wirtschaftsförderer Dr. Marco Trienes. „Vielmehr geht es um die Weitsicht, kommende Veränderungen zu antizipieren.“

Genau hier setzen die Strategien und Szenarien der Paderborner Zukunftsforscher an. Mehr als 500 Szenario- und Zukunftsprozesse haben sie in den vergangenen Jahren für eine Vielzahl führender deutscher Unternehmen und öffentlicher Institutionen entwickelt. Von der „Zukunft unserer Ernährung“ über „KI-basierte Arbeitswelten 2030“ bis hin zu „Szenarien zukünftiger Raumfahrt und deren Auswirkungen auf Sicherheit und militärische Operationen“ – die Themen und Branchen sind so vielfältig wie die Zukunft selbst. „So wird es nie langweilig“, weiß Alexander Fink. Vor allem, weil die ScMI AG „schon über Dinge nachdenkt, bevor es Worte dafür gibt“. So sprach das Unternehmen schon vor einigen Jahren von der „IT-isierung“, die man heute gemeinhin als „Digitalisierung“ bezeichnen würde. „Aber das Wort gab es damals einfach noch nicht“, sagt Fink. Inzwischen ist die Digitalisierung eines der globalen Themen, die neben Nachhaltigkeit und KI in fast allen Szenarien eine Rolle spielen.

ScMI macht Zukunft gestaltbar

Unter dem Titel „Wir machen Zukunft gestaltbar“ präsentiert die ScMI AG auf ihrer Website zahlreiche Referenzen und Einblicke in die Szenarien. Auch die bisher größte eigene Studie, die „New Global Scenarios“, die sich mit der Entwicklung der Weltwirtschaft und Machtverschiebungen beschäftigt, ist dort zu finden.

Paderborn im Jahr 2050

Die Zukunft Paderborns hat zwar (noch) keinen Platz in der Weltperspektive. Aber wenn Alexander Fink spontan ein Szenario für Paderborn im Jahr 2050 entwerfen müsste, sähe es so aus: „Paderborn strahlt mit seiner Innovationskraft weit über die Region hinaus. Ausschlaggebend für den Erfolg ist, dass alle städtischen und regionalen Akteure immer wieder bereit sind, Neues zu erproben. Das gilt für seine in den Spitzenrankings stehende Universität, die zahlreichen innovativen Unternehmen, die weltoffene und bunte Zivilgesellschaft – und nicht zuletzt das Aushängeschild Sport. Sonst hätte man 2048 nicht erstmals auf dem Rathausplatz die Deutsche Fußballmeisterschaft feiern können.“

Foto (WFG/Tobias Vorwerk): v.l. Dr. Marco Trienes (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Paderborn), Jens-Peter Kuhle, Hanna Rammig und Dr. Alexander Fink (Management ScMI AG) und Bürgermeister Michael Dreier.
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