31. März 2022
Halbzeit auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Paderborn
Im März 2022 kann die Agentur für Arbeit Paderborn die Ausbildungsmarktzahlen zur Halbjahresbilanz vermelden. Agenturleiter Heinz Thiele fasst die Tendenzen wie folgt zusammen: „Während es auf der Bewerberseite weiterhin eine gewisse Zurückhaltung gibt – hier sehen wir nur einen leichten Anstieg – gibt es einen deutlichen Anstieg der Stellenmeldungen, was auf eine große Ausbildungsbereitschaft der Betriebe im Anschluss an die wirtschaftliche Flaute in der Corona-Krise hindeutet. Die Betriebe haben jetzt wieder etwas mehr Planungssicherheit und sehen sich zunehmend mit dem Thema Fachkräftebedarf konfrontiert. Gleichzeitig ist bei einigen Betrieben durch ihr eher zurückhaltendes Verhalten der letzten Jahre eine Lücke entstanden, die es jetzt mit mehr Nachwuchskräften zu füllen gilt. Dies bedingt das gute Angebot, dass sich aktuell abzeichnet.“
Mit Blick auf die Bewerberseite stellt der Experte aber auch fest: „Wir können hier leider nicht dieselben deutlich positiven Tendenzen erkennen, die sich auf der Stellenseite zeigen.“ Die Bewerberzahl steigt leicht, liegt aber noch unter den Werten vor der Pandemie. Auf der Bewerberseite sind und waren die Unsicherheiten trotz der Wiederaufnahme des vollumfänglichen Schulunterrichts inklusive der damit verbundenen Berufsorientierung noch nicht überwunden. Hier bleibt die Hoffnung, dass der Bewerberaufwuchs sich im weiteren Verlauf des Berichtsjahres noch weiter aufbaut.
Thiele sieht einen Grund in einer abwartenden Haltung: „Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater sind wieder an den Schulen, bieten wieder das volle Portfolio an. Allerdings berichten die Mitarbeiter von einer Tendenz zum Abwarten bei den Schulabgängern, was in der Konsequenz meist einen weiteren Schulbesuch oder sonstige Alternativen bedeutet, statt eine Einmündung in eine Ausbildung. Ich denke, die Verunsicherung der letzten beiden Jahre wirkt hier stark nach, und das zeigt sich in der vorsichtigen Haltung.“
Dabei seien die Chancen so gut wie nie, betont Thiele und bilanziert: „Der Markt insgesamt ist stabil, aber durch die große Lücke bei Bewerbern und Stellen ist noch viel Luft nach oben. Ich kann nur betonen: Die Chancen, jetzt eine Ausbildungsstelle zu bekommen, sind so gut wie seit Jahren nicht mehr. Auch bei erneuten wirtschaftlichen Tiefs werden die Betriebe im Hinblick auf die demographische Entwicklung mit Sicherheit alles daransetzen, ihre Nachwuchskräfte zu halten. An die Jugendlichen und Eltern: Die Zeit des Abwartens ist vorbei.“ Sowohl Jugendliche als auch Eltern könnten das Angebot der Berufsberatung jederzeit wahrnehmen und sich gemeinsam auf die Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle begeben.